Der Dialog beginnt, wo die Diskussion aufhört. Er ist eine neue Form des Gesprächs.
Der Dialog öffnet Horizonte und bildet einen “Sinn-Fluss, der unter uns, durch uns
hindurch und zwischen uns fließt”.
David Bohm (1917 – 1992), ein amerikanischer Quantenphysiker und Philosoph, hat sich in seiner letzten Schaffensperiode intensiv mit dem Dialog beschäftigt. Neben seinen theoretischen Ausführungen hat er einige einfache Grundsätze formuliert, die es erlauben, diese Form des Dialogs in jeder Gruppe zu führen. Sie sind weiter unten aufgeführt.
Seit Dezember 2017 treffen wir uns jeden letzten Montag im Monat von 19 Uhr bis 20:30 Uhr im Musiksaal des Rosenhofs, um den Dialog nach Bohm zu pflegen. Die Termine für die Dialog-Gruppe stehen in Pilars Kalender »
Achtung!
Wir legen eine Winterpause ein. Nächste Dialoggruppe ist am 24. April 2023.
Im Mai findet die Dialoggruppe am 22. Mai 23 statt (um eine Woche vorgezogen, da der letzte Montag der Pfingstmontag ist!)
Menschen, die gerne teilnehmen möchten, melden sich bitte per Email an bei dialog.rosenhof@gmail.com
Dialog nach David Bohm
Die Erkenntnis der modernen Physik besteht unter anderem darin, dass unsere Vorstellungen von getrennten Einheiten in unserer Welt nicht weiter aufrecht zu erhalten sind und dass wir im Gegensatz dazu davon ausgehen müssen, dass alles mit allem in Verbindung steht und sich permanent gegenseitig beeinflusst, – ein Wissen, das den Menschen in alten Weisheitstraditionen immer schon vermittelt wurde.
David Bohm überträgt diese Erkenntnisse auf die Kommunikationsformen in unserem Alltag. Er unterscheidet dabei zwischen Diskussion und Dialog. Während es in einer Diskussion (lateinisch von discutere = zerschlagen, zerteilen, zerlegen) darum geht, die Ganzheit auseinanderzunehmen, hat Dialog (griechisch von Dia = durch, Logos = Wort) für Bohm die Bedeutung eines „freien Sinnflusses, der unter uns, durch uns hindurch und zwischen uns fließt“. Es geht im Dialog also um Partizipation, um Teilhaben, sich beteiligen, miteinander denken.
Für einen Dialog als Gesprächsform gibt es einige wichtige Voraussetzungen und Grundhaltungen.
Lernhaltung
Wenn wir mit der Haltung des Wissenden in ein Gespräch gehen, sind wir kaum offen für neue Erfahrungen. Wenn wir jedoch mit der Haltung eines Forschers, der Neugierde und Lernbereitschaft mitbringt, andere Meinungen hören, erlaubt uns das auf einfache Weise neue Erkenntnisse zu erlangen.
Respekt
Wenn wir einen jeden Gesprächspartner in seiner ganz eigenen Art, sich auszudrücken und die Dinge zu betrachten akzeptieren, schaffen wir die Voraussetzung dafür, wirklich zu hören und gehört zu werden.
Offenheit
Wenn wir offen sind für neue Ideen, für andere Perspektiven und bereit sind, eigene Annahmen in Frage zu stellen, entsteht dieser offene Raum, den wir für den Dialog benötigen.
„Sprich vom Herzen“
Es ist hilfreich für den Dialog, wenn wir von dem sprechen, was uns wirklich bewegt. Also keine intellektuellen Höhenflüge, abstrakten Abhandlungen, aber auch keine Selbstdarstellungen. Vielmehr geht es darum sich „mit-zu-teilen“, also eigene Sichtweisen mit der Gruppe zu teilen und an anderen Sichtweisen teil-zu-haben – mögen sie noch so unterschiedlich sein.
Aktives Zuhören
Wenn wir anderen wirklich zuhören wollen, dann müssen wir zuerst einmal lernen, uns selbst zu beobachten und uns selbst zuzuhören, das heißt, zu reflektieren: Welche inneren Bewegungen, Gedanken und vielleicht Bewertungen entstehen in mir, wenn ich jemandem zuhöre?
Schon während jemand spricht, fangen wir häufig an, innerlich zu argumentieren, eine Entgegnung vorzubereiten, zuzustimmen oder abzulehnen, zu bewerten. Nur zuhören tun wir nicht. Erst wenn ich diese inneren Reaktionen wahrnehmen kann, ist es mir auch möglich, sie willentlich zu unterlassen. Nur so kann das, was ich höre, wirklich bei mir ankommen. Das ist dann wirkliches Zuhören, nämlich dem anderen statt mir selbst.
Verlangsamung
Um uns in dieser Art selber beobachten zu können, ist es hilfreich, den Prozess zu verlangsamen. Dann können wir wahrnehmen, was die Aussage einer anderen Person in uns wirklich auslöst. Wir benutzen dazu einen ‚Redestein‘. Nur derjenige, der den ‚Redestein‘ in den Händen hält, darf etwas sagen.
Suspendieren
Wenn wir uns im Dialog-Prozess selber zuhören, kommen wir in Kontakt zu unseren Annahmen, Glaubenssätzen und Interpretationen über das Leben und die Welt. Wir können diese Annahmen oder Bewertungen wahrnehmen oder äußern, müssen sie aber nicht durchsetzen. Vielmehr halten wir sie „in der Schwebe“ und lassen uns weiter auf das ein, was da gesagt wird.
Erkunden
Wenn wir im Dialog nicht schon alles wissen, sondern in einer Haltung von Neugierde, Achtsamkeit und Bescheidenheit Fragen stellen, die uns wirklich berühren, unterstützen wir das gemeinsame Erkunden der ganzen Gruppe.
Das Denken beobachten
Wir können im Dialog lernen, dass es manchmal wichtiger ist, den Prozess zu beobachten, statt sich auf die Inhalte zu konzentrieren. Vor allem, wenn es um die inneren Bewegungen in mir selber geht, um meine inneren Urteile, automatischen Reflexe, Reaktionen und Impulse, um meine Gefühle, Haltungen, Wertungen, die auf äußere Reize automatisch in mir ablaufen.
Wenn wir lernen, unsere Wahrnehmungen und unsere inneren Bewertungen zu unterscheiden, sind wir schon einen großen Schritt weiter. Dann können wir etwas mehr inneren Raum gewinnen, um weniger automatisch aus diesen inneren Bewegungen heraus zu agieren. Es ist dann möglich, von den persönlichen Programmierungen unabhängiger zu werden, aber auch von den kollektiven Annahmen, die uns als Gruppe oder Gesellschaft verbinden. Und es wird möglich, das Denken kreativer zu nutzen.
Wer Interesse hat, diese Form des Dialogs zu praktizieren, ist herzlich willkommen.